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24-Stunden-Rennen in Le Mans, am Nürburgring und in Spa – Dreifach-Marathon für Mercedes-AMG Motorsport

Bild: FIA WEC/DPPI
Bild: FIA WEC/DPPI

Mit den 24h von Le Mans (14./15. Juni), dem ADAC RAVENOL 24h Nürburgring (21./22. Juni) und den CrowdStrike 24 Hours of Spa (28./29. Juni) stehen für Mercedes-AMG drei Langstreckenklassiker an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden auf dem Programm – eine extreme Belastungsprobe für Mensch und Maschine. Die Mercedes-AMG Performance-Fahrer Maxime Martin (BEL) und Luca Stolz (GER) gehen bei allen drei Rennen an den Start. Mit Lucas Auer (AUT), Mikaël Grenier (CAN), Maro Engel (GER) und Fabian Schiller (GER) stellen sich vier weitere Fahrer der Doppelbelastung Nürburgring und Spa-Francorchamps. Auch das Mercedes-AMG Team GetSpeed absolviert zwei der drei Langstreckenklassiker in Folge. Wir beleuchten diese einzigartige Herausforderung aus unterschiedlichen Perspektiven: je drei Fragen an Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing, sowie an die beiden Piloten Maxime Martin und Luca Stolz.

Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing

Drei Langstreckenrennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden. Gab es das schon einmal in der Vergangenheit?

Stefan Wendl: „Nein, das gab es so bisher noch nicht. Eine solche Belastung ist erstmalig und auch einmalig. Für alle Beteiligten ist das eine sehr intensive Phase und ein echter Härtetest. Wir dachten lange Zeit, dass uns der Triple-Header nicht betreffen würde, da ein Start in Le Mans ursprünglich nicht geplant war. Als sich Ende letzten Jahres abzeichnete, dass wir doch an allen drei Langstreckenrennen beteiligt sind, haben wir frühzeitig entsprechende Maßnahmen getroffen und abgestimmt. Der eng getaktete Rennkalender bringt den Ressourcenhaushalt an seine Grenzen.“

Wie geht ihr diese Herausforderung aus Herstellersicht an?

Stefan Wendl: „Maxime Martin und Luca Stolz sind die einzigen Personen aus unserer Motorsport-Familie, die tatsächlich alle drei 24-Stunden-Rennen bestreiten. Ansonsten haben wir darauf geachtet, dass der Einsatzplan für jeden Beteiligten maximal zwei der drei Rennen umfasst, um gezielt Verschnaufpausen zu ermöglichen. Beim ADAC RAVENOL 24h Nürburgring machen wir vom Reglement Gebrauch und besetzen die Performance-Fahrzeuge mit jeweils vier Fahrern. So lassen sich die Stint Zeiten besser aufteilen und längere Erholungsphasen ermöglichen. Bei den anderen beiden Rennen in Le Mans und Spa-Francorchamps ist das nicht möglich, dort sind laut Reglement nur drei Fahrer pro Fahrzeug erlaubt. Auch bei der Fahrzeugplanung haben wir vorausschauend gehandelt: Für jedes einzelne Rennen – inklusive der DTM, die direkt im Anschluss an Spa folgt – setzen unsere Performance-Teams unterschiedliche Fahrzeuge ein, um Engpässe oder Verzögerungen im Ablauf zu vermeiden.“

 

Im Zuge der Ressourcenplanung hast Du sicherlich mit vielen involvierten Personen individuell gesprochen – was sind die unterschiedlichen Herausforderungen?

Stefan Wendl: „Die Herausforderungen sind tatsächlich unterschiedlich, die Anstrengung aber für jeden einzelnen gleich hoch. Bei den Fahrern kommt es darauf an, nicht in Stress zu geraten, jederzeit fit und einsatzbereit zu sein. Entscheidend ist, die Pausen zwischen den Sessions an den Tagen vor dem Rennen bewusst zu nutzen und auch während der 24 Stunden gezielt zu regenerieren. Das Gleiche gilt für die Mechaniker: Jede Arbeit am Fahrzeug, jeder Boxenstopp muss perfekt sitzen. Gerade solche Details sind oft entscheidend für ein gutes Ergebnis – und das ist trotz aller Belastung bei jedem Rennen unser Anspruch. Teamseitig steht dem Mercedes-AMG Team GetSpeed sicherlich die größte Belastung bevor. Zwei 24-Stunden-Rennen direkt hintereinander bringt allein schon eine besondere logistische Herausforderung mit sich. Am Sonntagabend wird am Nürburgring abgebaut, und bereits am Montagmorgen beginnt der Aufbau in Spa. Auch aus Sicht der Ingenieure muss jedes Rennen individuell angegangen werden. Jedes Event hat unterschiedliche sportliche Regularien. Jeder Einfluss hat andere Folgen, jede Strafe hat andere Konsequenzen. Auch wenn es in der Formel 1 mittlerweile häufiger Triple-Header gibt – wir reden hier von Kundensport und von Langstreckenrennen, das ist eine ganz andere Dimension.“

Maxime Martin, Mercedes-AMG Performance-Fahrer

Le Mans: #61, Iron Lynx, mit Martin Berry und Lin Hodenis

Nürburgring: #14, Mercedes-AMG Team GetSpeed, mit Maro Engel, Luca Stolz und Fabian Schiller

Spa-Francorchamps: #9, Boutsen VDS, mit Maximilian Götz und Mikaël Grenier

 

Du fährst alle drei 24-Stunden-Rennen. Inwiefern unterscheiden sich die Rennen voneinander?

Maxime Martin: „Jedes Rennen hat seine eigenen Regeln, Vorschriften und Herausforderungen. Alle drei Rennen dauern zwar 24 Stunden, aber das ist auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Le Mans ist historisch gewachsen und weltweit das berühmteste der drei Langstreckenrennen – möglicherweise ist es mental das einfachste. Der Nürburgring stellt wegen des Verkehrs, der Wetterbedingungen und der Streckencharakteristik die größte mentale Herausforderung dar. Spa-Francorchamps hingegen ist aufgrund der Intensität, der Anzahl der Fahrzeuge und des hohen Niveaus der Fahrer und Teams körperlich am anstrengendsten. Diese Wochen werden auf jeden Fall sowohl körperlich als auch geistig sehr fordernd und äußerst strapaziös.“

 

Wie gehst Du jedes einzelne Rennen an und was braucht es, um am Ende bei allen drei erfolgreich zu sein?

Maxime Martin: „Ich versuche, so ausgeruht wie möglich in die intensive Phase zu gehen, auch wenn das nicht einfach ist. Im Zeitraum von Anfang Mai bis Ende Juli habe ich an dreizehn Wochenenden zehn Rennveranstaltungen. Für mich ist es nach wie vor das erste Jahr mit Mercedes-AMG. Und auch wenn ich schon seit 2007 GT-Rennen fahre, ist so ein Jahr mit einem neuen Hersteller immer nochmal ein Stück intensiver. Bei einem 24-Stunden-Rennen kann jederzeit etwas Unvorhergesehenes passieren. Das Wichtigste ist, das Rennen sauber zu fahren – keine Strafen, keine Kollisionen. Aber man braucht auch immer ein bisschen Glück, um am Ende ganz oben zu stehen. Ich hoffe, dass mir das bei mindestens einem der Rennen gelingt. Mercedes-AMG hat auf jeden Fall die Basis geschaffen – besonders am Nürburgring und in Spa haben wir ein starkes Paket.“

 

Hast Du bestimmte Rituale oder gibt es etwas, worauf Du bewusst verzichtest?

Maxime Martin: „Nein, ich habe keine festen Rituale oder besonderen Herangehensweisen. Die größte Herausforderung ist es, für jedes einzelne Rennen voll konzentriert und einhundert Prozent bereit zu sein. Ich versuche während der 24 Stunden mindestens zwei Mal für jeweils eine Stunde zu schlafen. Diesen Rhythmus möchte ich so beibehalten, auch wenn alle drei Rennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden stattfinden. Diese intensive Phase bedeutet auch, weniger Zeit mit meiner Familie verbringen zu können – was immer schwierig, aber eben Teil des Jobs ist.“

 

Luca Stolz, Mercedes-AMG Performance-Fahrer

Le Mans: #63, Iron Lynx, mit Brenton und Stephen Grove

Nürburgring: #14, Mercedes-AMG Team GetSpeed, mit Maro Engel, Maxime Martin und Fabian Schiller 

Spa-Francorchamps: #17, Mercedes-AMG Team GetSpeed, mit Jules Gounon und Fabian Schiller

 

Drei 24-Stunden-Rennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden – wie bereitest du dich auf diese außergewöhnliche Challenge vor?

Luca Stolz: „Bei drei 24-Stunden-Rennen an drei direkt aufeinanderfolgenden Wochenenden an den Start zu gehen, ist eine neue Herausforderung für mich. An meiner grundsätzlichen Herangehensweise ändert sich dadurch allerdings nichts im Vergleich zu den vergangenen Jahren – auch wenn der Rennkalender da etwas mehr Zeit zwischen den Events vorsah. Die Phase zwischen Ankunft am Veranstaltungsort und dem Start des Rennens ist lang, insbesondere in Le Mans, wo ich bereits letzten Donnerstag angereist bin. In dieser Zeit gilt es, fokussiert zu bleiben und vor allem jeweils in der Nacht vor den Rennen auf ausreichend und erholsamen Schlaf zu achten. Das klingt banal, aber die Wahl des richtigen Hotels ist deshalb für uns Fahrer ein nicht zu unterschätzender Faktor. Während der Rennen selbst findet man nahezu keine Tiefschlafphasen. Der Körper ist immer im Stand-by-Modus, der Adrenalinspiegel ist durchgehend hoch. Aber ein kurzer Powernap kann da schon Wunder wirken. Meine physische Vorbereitung beginnt früh im Jahr, vor allem mit Ausdauertraining – ich fahre zum Beispiel viel Fahrrad. Zwischen den Rennen versuche ich dann, jede freie Minute zur Regeneration zu nutzen. Zeit für Freunde bleibt in dieser Zeit nicht. Und sollte es bei einem der ersten Events sehr gut laufen, wird auch die Party nach dem Rennen wohl eher kurz ausfallen. Für mich gilt ausschließlich: Alles, was der Erholung dient, wird genutzt. Wie gesagt, das Format und die Taktung sind neu für mich, aber ich freue mich sehr auf die Herausforderung.“

 

Apropos Herausforderung: Welche besonderen Herausforderungen bringen drei so unterschiedliche Rennen mit sich?

Luca Stolz: „Die drei Rennen unterscheiden sich tatsächlich deutlich – in Tempo, Fahrweise und auch im Reglement. In Le Mans sind wir mit der LMGT3 die langsamste Fahrzeugklasse im Feld. Ich muss also ständig in den Spiegel schauen, weil man permanent von schnelleren Prototypen überholt wird. Die 24h Nürburgring sind das komplette Gegenteil: Dort starte ich in der SP9 PRO Klasse, also der schnellsten Kategorie, und kämpfe um den Gesamtsieg. Hier ist man selbst derjenige, der ständig in einem sehr gemischten Feld mit vielen langsameren Fahrzeugen überholen muss. In Spa-Francorchamps wiederum fahren über 70 GT3-Fahrzeuge in einer Klasse auf einer Formel-1-Strecke. Das ist physisch das anstrengendste Rennen. Zusätzlich ist es essenziell, die jeweiligen Reglements genau zu kennen. In Le Mans gibt es sowohl Slow Zones als auch Safety-Car-Phasen, auf dem Nürburgring dagegen sogenannte Code-60-Zonen, also reine Slow Zones. In Spa-Francorchamps kommen Full-Course-Yellow-Phasen und klassische Safety Cars zum Einsatz. Wer hier nicht genau weiß, was wann gilt, riskiert schnell Strafen oder taktische Nachteile.“

 

Was ist für dich persönlich das Wichtigste bei einem 24-Stunden-Rennen – hast Du Rituale?

Luca Stolz: „Ehrlich gesagt habe ich keine besonderen Rituale. Am liebsten sitze ich am Steuer, wenn Sonntagmorgens die Sonne aufgeht. Das hatte ich letztes Jahr leider weder am Nürburgring noch in Spa – vielleicht ja diesmal. Ebenso ist es was Besonderes, wenn ich den Start oder den Zieleinlauf fahren darf. Wirklich wichtig ist mir, in meinen Flow zu kommen. Dazu gehört auch eine entspannte Atmosphäre sowie ein gutes Miteinander im Team und mit meinen Fahrerkollegen. Auch der ein oder andere Witz darf nicht fehlen. Aber eines ist klar: Jeder im Team weiß, worum es geht – nämlich am Sonntagnachmittag ganz oben zu stehen!“

 

Text: Mercedes-AMG

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