
Ein echtes Kapitel Motorsportgeschichte endet an diesem Wochenende in Monza: Andrea Bertolini bestreitet beim zweiten Lauf des GT World Challenge Endurance Cup sein letztes professionelles Rennen. Der italienische Ausnahmefahrer, der 2001 auf eben dieser Strecke sein Debüt in der FIA-GT-Meisterschaft gab, beendet damit eine außergewöhnliche Karriere – geprägt von Leidenschaft, Präzision und zahlreichen Erfolgen auf höchstem Niveau.
Seine Laufbahn begann im Kartsport, den er als Jugendlicher aus finanziellen Gründen aufgeben musste. Statt aufzugeben, wechselte er zum Motorrad-Offroadsport, wurde italienischer Meister und begann mit nur 18 Jahren bei Ferrari als jüngster Testfahrer der Unternehmensgeschichte. Diese Rolle formte ihn früh als Entwickler und technischer Kopf.
Im Jahr 2001 folgte der Sprung in den GT-Sport – kurioserweise zunächst in einem Porsche. Schon bald holte ihn Ferrari als Werksfahrer zurück, ehe Maserati ihn für das neue MC12-Projekt gewann. Mit dem ikonischen Vitaphone-MC12 prägte Bertolini die FIA-GT-Ära wie kaum ein Zweiter: Gemeinsam mit Michael Bartels feierte er die Meisterschaften 2006, 2008 und 2009, dazu zwei Gesamtsiege in Spa. 2010 sicherte sich das Duo zudem den Titel in der GT1-Weltmeisterschaft.
Besonders emotional erinnert sich Bertolini an den ersten Spa-Sieg 2006 – nach einem packenden Duell gegen Aston Martin. Sein Erfolgsgeheimnis? "Ich hatte wahrscheinlich das beste Auto, die besten Ingenieure und Teamkollegen – deshalb konnten wir so viele Titel holen", sagte er rückblickend mit bemerkenswerter Bescheidenheit.
2010 begann ein neues Kapitel im Pro-Am-Bereich: Mit Louis Machiels bildete Bertolini das erfolgreichste Duo dieser Klasse. Drei Siege in Spa (2012, 2022, 2024) und zwei Titel im GT World Challenge Pro-Am sprechen für sich. Die Verbindung zu Machiels beschreibt Bertolini als brüderlich.
Über Jahre hinweg prägte er zudem die nächste Generation Ferrari-Piloten – darunter Alessandro Pier Guidi, Antonio Fuoco und Davide Rigon. Auch nach seinem Karriereende wird er dem Motorsport verbunden bleiben. Auf der Strecke verabschiedet sich Bertolini nun – mit dem Respekt eines gesamten Fahrerlagers und an jenem Ort, an dem alles begann.
Text: NRingInfo

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