· 

Vom Kleinanzeigen-Fund zurück auf die Rennstrecke: Ex-DTM-Audi von James Thompson begeisterte am Nürburgring

Bild: Max Bermel
Bild: Max Bermel

Im Rahmen des DTM-Wochenendes am Nürburgring sorgte ein ganz besonderes Fahrzeug für Aufsehen: der ehemalige Audi TT-R von James Thompson aus der DTM-Saison 2000. Besitzer Bastian Sommer hat das Auto in jahrelanger Arbeit restauriert und erstmals wieder auf die Rennstrecke gebracht. Im Gespräch mit NRingInfo erzählt er, wie er zu diesem Stück Motorsport-Geschichte kam, welche Herausforderungen der Aufbau mit sich brachte und wie er die Zukunft des Boliden sieht.

 

NRingInfo: Hallo Basti, du hast hier das ehemalige Auto von James Thompson aus der DTM-Saison 2000. Erzähl mal, wie bist du an so ein Auto gekommen und warum ausgerechnet dieses?

Sommer: Das war eine ziemlich kuriose Geschichte. Ich habe gar nicht gezielt nach so einem Auto gesucht. Anfang der Corona-Zeit saß ich am Rechner, habe auf eBay-Kleinanzeigen herumgestöbert und plötzlich wurde mir ein DTM-Auto vorgeschlagen – als Simulator umgebaut und nur 30 Kilometer entfernt. Das konnte ich kaum glauben. Ich bin hingefahren, habe es mir angeschaut, und tatsächlich war es ein originales Auto, nur eben umgebaut. Ich habe es gekauft, aber schnell gemerkt: Das wieder rennfähig zu machen, ist unmöglich, weil die komplette Technik fehlte. Durch meinen Kontakt zu Abt ergab es sich dann, dass eines der vier Autos noch relativ komplett existierte. Zwei Wochen später war der Deal perfekt – und ich konnte es tatsächlich originalgetreu neu aufbauen. Heute ist es technisch einmal komplett überholt: Motor, Getriebe, alle Komponenten frisch – und die Optik entspricht dem Originaldesign.

 

NRingInfo: Vom Fund bei eBay bis zu den ersten Runden – wie lange hat das gedauert?

Sommer: Ganze drei Jahre. Die Runden beim DTM-Wochenende am Nürburgring waren die ersten, die das Auto nach 25 Jahren wieder auf einer Rennstrecke absolviert hat. Vorher gab es nur zwei kurze Roll-outs – einmal bei einer Messe und einmal auf einem Flugplatz, um die Technik zu testen.

 

NRingInfo: Warst du eigentlich schon immer Audi-Fan?

Sommer: Lustigerweise nicht. Damals war ich eher Mercedes-Sympathisant. Aber als ich später ein altes Foto fand, auf dem ich 2000 genau vor diesem Auto stand, war mir klar: Eine gewisse Verbindung gab es wohl schon immer. Optisch fand ich den TT-R damals gar nicht so schön, aber er war durch die Farbe immer auffällig.

 

NRingInfo: Weiß James Thompson eigentlich, dass sein ehemaliges Auto jetzt dir gehört?

Sommer: Ja, tatsächlich. Ich hatte dieses Jahr Kontakt zu ihm. Ich habe ihn gefragt, ob er Interesse hätte, nochmal mit dem Auto zu fahren. Aber er sagte sofort, er sei komplett raus aus dem Motorsport. Spannend ist: Sein Vater hat damals im Auftrag von Abt alle vier Autos gebaut – innerhalb von nur 100 Tagen. Das war einmalig in der DTM-Geschichte.

 

NRingInfo: Wie sieht die Zukunft aus? Werden wir das Auto auch in klassischen Rennserien sehen?

Sommer: Ich denke schon darüber nach. Aber man muss vorsichtig sein – es gibt nur diese vier Autos und keine Ersatzteile mehr. Unwiederbringlich. Vielleicht passt es in Serien wie die „Tourenwagen Golden Ära“. Aber dort gibt es nur wenige Events, die Klasse-1-Autos ab Baujahr 2000 zulassen. Dazu kommt: Die Autos sind extrem laut, und viele Veranstalter haben Lärmlimits. Also ganz einfach ist es nicht.

 

Bild: Max Bermel
Bild: Max Bermel

NRingInfo: Du hast ja selbst schon viel Motorsport betrieben. Reizt dich ein Einsatz trotzdem?

Sommer: Klar, der Reiz ist da. Ich habe 2018 mit historischen Porsche angefangen, die NES 500 in der TCR-Klasse gewonnen, dann eine Pause eingelegt und den TT-R aufgebaut. Aber der Respekt vor dem Auto ist riesig. Deshalb überlege ich gut, wann und wo ich es einsetze.

 

NRingInfo: Würde dich auch ein Einsatz mit neueren Autos reizen?

Sommer: Nein, eigentlich nicht. Ich habe meine Erfahrungen im Motorsport gesammelt, tolle Jahre gehabt und das erreicht, was ich wollte. Jetzt mache ich das Ganze nur noch aus Leidenschaft – so wie es zeitlich, mit Familie und Betrieb passt.

 

 

NRingInfo: Und wenn du die Brücke zur aktuellen DTM schlägst: Was begeistert dich heute?

Sommer: Sehr viel. Der ADAC hat es geschafft, die Serie wieder näher an die Fans zu bringen. Das begeistert mich, weil ich selbst auch Fan bin. Die Autos sind seriennäher, viel greifbarer als damals. Im Prinzip könnte man sich morgen ein solches Auto kaufen und einsetzen – wenn man das Budget hat. Dazu das enge Feld: alle innerhalb einer Sekunde. Das ist richtig guter Motorsport.

 

NRingInfo: Du hast auch die Organisation für die Schauläufe übernommen. Wie viel Arbeit steckt da drin?

 

Sommer: Ich habe vor etwa einem Jahr beim ADAC angefragt, ob man so etwas machen könnte. Dann habe ich hartnäckig nachgehakt, bis im Mai die Zusage kam: Nürburgring und Sachsenring. Meine Aufgabe war, die Teilnehmer zu organisieren – wer hat ein Auto, wer hat Interesse? Die Resonanz war groß. Alles andere, wie Teilnehmerlisten oder Infos, hat mein Kollege Thorsten Sanft übernommen. Zusammen haben wir das gestemmt.

 

Wer nun Lust auf DTM-Nostalgie bekommen hat, kann sich die Fahrzeuge an diesem Wochenende auf dem Sachsenring im Rahmen der DTM anschauen. Dort erwartet euch eine Auswahl an historischen Leckerbissen.

 

Text: Max Bermel/NRingInfo

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0