
Die Fans auf den restlos vollen Tribünen erlebten eine spannende Startphase. Vom Start weg setzte sich Polesetter Thomas Preining im Manthey-Porsche mit der Startnummer 911 an die Spitze des Feldes. Der Österreicher führte die Meute vor dem GetSpeed-Mercedes #14 und dem Rinaldi-Ferrari #45 in die erste Runde. Hinter dem Grello kam Bewegung ins Klassement, denn zahlreiche Teams kalkulierten einen frühen Boxenstopp ein. Nach der ersten Boxenstopp-Phase übernahm der Ferrari #45 die Führung, gefolgt vom GetSpeed-Mercedes #17.
Im Feld gab es bereits in der ersten Stunde spannende Duelle, strategische Manöver und kleinere Zwischenfälle. So meldete der VW Beetle RSR mit der Startnummer 13 technische Probleme, während der Dörr-McLaren #59 sich in Führung der Klasse SP8T setzen konnte. Die #35 von Aston Martin erlitt einen Ausritt im Pflanzgarten, der aber ohne schwerwiegende Folgen blieb. Ebenfalls auffällig: Der Ford Mustang #64 zeigte sich früh kampfstark und machte mehrere Positionen gut.
Bei Porsche #44 lief der erste Stint nicht wie geplant – Tim Heinemann sprach von schwierigen Bedingungen und viel Rutscherei. Bei BMW #98 arbeitete sich Augusto Farfus von Platz siebzehn bereits in die Top Ten vor. Die #300, ein Dacia Logan, kämpfte derweil mit Motoraussetzern – Hitze war hier der Verdacht. Auch der #911-Grello-Porsche bekam früh Druck von der Verfolgergruppe, nachdem er in einer Code-60-Zone aufgehalten wurde.
Viele Fahrer zeigten sich nach der ersten Stunde kämpferisch, aber auch reflektiert. Anders Buchardt (#35) übernahm die Verantwortung für seinen Ausritt, Tim Heinemann (#44) sprach offen über die Herausforderung durch hohe Temperaturen. Michael Tischner (#170) berichtete von einem gelungenen Rennstart nach einem Problem im Vorstart. Insgesamt präsentiert sich das Feld nach einer Stunde so vielfältig und lebendig wie erwartet – vom Hightech-Prototyp bis zum Familienprojekt-BMW.
Knapp anderthalb Stunden war das Rennen alt, als plötzlich nichts mehr ging: Ein technischer Defekt an der Kälteanlage sorgte bei den sommerlichen Temperaturen für einen großflächigen Stromausfall in der Boxenanlage und Rennleitung. Die Folge: Rennleiter Walter Hornung unterbrach die ADAC RAVENOL 24h Nürburgring mit der Roten Flagge. Mehr als zwei Stunden dauerte es, bis der Schaden behoben war und die Vorbereitungen für den Restart begannen. Hier ein Überblick über die Stimmen und Ereignisse dieser Zwangspause.
Christopher Haase (Audi #1) beschrieb eine intensive Szene im Zweikampf mit Maro Engel, bei der er zurücksteckte, um kein Risiko einzugehen. Maximilian Paul (Lamborghini #7) lobte die Stimmung und zeigte sich zuversichtlich für die Nacht. Die #11 Mercedes-AMG verlor im Bereich der PAGID-RACING-Kurve ein Rad, Fahrer Jannes Fittje landete im Kiesbett.
Teamchef Henry Walkenhorst sprach von einem chaotischen Rennbeginn. Die #35 kam früh von der Strecke ab, die #30 erhielt zwei Strafen aus dem Qualifying. Die McLaren-Truppe #59 war nach einem starken Start begeistert vom Fahrzeug, das erst kurz vor dem Rennen geliefert wurde. Markus Eichele (BMW #66) zog ein positives Fazit zu seinem Stint, musste aber kurzzeitig Tempo rausnehmen.
Mehrere Fahrzeuge erhielten in dieser Phase Zeitstrafen, darunter die Porsche mit den Startnummern 69, 94, 414, 418, 455, 542, 927 und 978. Auch technische Probleme blieben nicht aus: Der Dacia #300 suchte mithilfe der Fans einen passenden Sensor, der BMW #277 musste wegen eines gebrochenen Schaltknüppels in die Box.
Thomas Preining (Porsche #911) lobte die Atmosphäre zum Start und fühlte sich im Auto wohl. Teamchef Martin Raeder sprach von einer besonderen Herausforderung durch die Hitze. Bernhard Mühlner (Teamchef Porsche #918) sah die Situation gelassen: "Es betrifft alle, ändert aber nichts an der Chancengleichheit."
Um 19:45 Uhr rollten die Fahrzeuge wieder auf die Strecke. Hinter dem Führungsfahrzeug begaben sich die drei Startgruppen zunächst auf eine geführte Runde, ehe das Rennen erneut freigegeben wurde. Die verbleibende Fahrzeit bis zum Zieleinlauf am Sonntag um 16:00 Uhr betrug damit 20 Stunden und 15 Minuten. Die Startaufstellung richtete sich reglementsbedingt nach dem Stand zwei Runden vor der Unterbrechung, weshalb die beiden Porsche von Manthey (#911) und Falken (#33) als Führende auf die Strecke zurückkehrten. Beide Mannschaften hielten ihre Spitzenpositionen bis 21:00 Uhr. Besonders stark zeigte sich der Rowe-BMW mit der Startnummer 98, der bis auf Rang drei nach vorn fuhr. Im Folgenden die Geschehnisse zwischen 19:00 und 21:00 Uhr im Detail.
Im Audi R8 LMS GT3 evo II mit der Nummer eins musste Christopher Haase im Streckenabschnitt Kesselchen einem langsameren Fahrzeug ausweichen. Dabei berührte er die Startnummer 34 am Heck und touchierte mit der linken Fahrzeugseite die Leitplanke. Kurz darauf kam es zu einem Dreher im Ravenol-S. Nach einem Boxenstopp inklusive Kontrolle, Tanken und Reifenwechsel konnte das Fahrzeug die Fahrt fortsetzen.
Der Audi mit der Nummer acht drehte sich auf der Anfahrt zum Schwalbenschwanz, konnte seine Fahrt jedoch ohne weitere Zwischenfälle fortsetzen. Deutlich zurück fiel der Ferrari mit der Startnummer 45. Nach dem Restart zunächst auf Platz vier, lag das Fahrzeug nach zwölf gefahrenen Runden nur noch auf Rang 22.
Im Ford Mustang GT3 mit der Nummer 63 erklärte Hubert Haupt, dass er im Verkehr gut mithalten konnte, jedoch aufgrund steigenden Reifendrucks und zunehmender Temperaturen das Tempo reduzieren musste. Für die eingesetzten Mediumreifen seien die Bedingungen offenbar noch zu anspruchsvoll.
Beim Team mit der Nummer 77 stand der Porsche 718 Cayman GT4 RS CS zunächst zur Reparatur an der Box. Während der Unterbrechung gelang es der Crew, den kompletten Motor innerhalb von zwei Stunden und 45 Minuten zu tauschen. Das Fahrzeug lag zu diesem Zeitpunkt sechs Runden zurück.
Im BMW M4 GT3 EVO von Rowe Racing zeigte Kelvin van der Linde eine starke Leistung. Er fuhr als Fünfter auf die Nordschleife, überholte zunächst Felipe Fernandez Laser auf der Start-Ziel-Geraden und kurz darauf Luca Stolz im Bereich der Grand-Prix-Strecke. Damit übernahm er die dritte Position im Gesamtklassement.
Steve Brown berichtete im BMW M4 GT4 EVO mit der Startnummer 150 von einem kontrollierten Start. Inmitten der zweiten Gruppe verlor er zunächst einige Positionen, doch das Team setzte bewusst auf Konstanz und blickte zuversichtlich in die bevorstehende Nacht.
Im Toyota GR Supra GT4 EVO 2023 mit der Nummer 160 verunfallte ein weiteres Fahrzeug des Teams Toyo Tires with Ring Racing. Im Bereich der Xiaomi-Kurve kam es zur Kollision mit dem Porsche mit der Startnummer 97. Auch der Supra mit der Nummer 170 war in einen Unfall verwickelt. Im Ravenol-S prallte er auf den Mühlner-Cayman mit der Nummer 939. Beide Fahrzeuge konnten ihre Fahrt mit sichtbaren Beschädigungen fortsetzen. Heiko Tögnes erklärte, dass er innen überholen wollte, während der Cayman außen die gesamte Fahrbahnbreite nutzte. Beide Seiten trügen Mitschuld.
Nach einer Kollision bei Posten 179 schlug der BMW M240i Racing Cup mit der Startnummer 677 in die Leitplanke ein. Eine kurzzeitige Code 60 im Schwalbenschwanz folgte, bevor das Fahrzeug seine Fahrt fortsetzen konnte.
Im Spitzenfeld hielt Kevin Estre im Porsche mit der Nummer 911 seine Führungsposition gegenüber dem Falken-Porsche mit der Startnummer 33. Zudem fuhr Estre mit 8:12.532 Minuten die bis dahin schnellste Runde des Rennens.
Otto Klohs berichtete im Porsche Cayman mit der Nummer 945 von Rauchentwicklung im Bereich der Döttinger Höhe und einem spürbaren Leistungsverlust. Das Team befürchtete einen Motorschaden und untersuchte die Ursache.
Im Porsche Cayman mit der Startnummer 959 kam es zu einer Berührung mit dem Rowe-BMW, woraufhin das Fahrzeug im Bereich Kallenhardt von der Strecke drehte. Björn Simon erklärte, dass die
Aufhängung sowie der Kühler beschädigt seien. Das Team leitete Reparaturmaßnahmen ein.
Kurz vor Mitternacht war die Nacht auf der Nordschleife geprägt von Zwischenfällen, Reparaturarbeiten und emotionalen Reaktionen. Während einige Favoriten ihre Ambitionen begraben mussten, sorgten andere Teams mit Durchhaltewillen und Aufholjagden für beeindruckende Geschichten.
Das prominenteste Aus in dieser Phase traf das Audi-Werksteam mit der Startnummer eins. Nachdem Luca Ludwig den beschädigten Audi R8 LMS GT3 evo II in die Boxengasse zurückgebracht hatte, entschied sich das Team gegen eine weitere Reparatur. Auch der Schwesterwagen mit der Nummer acht erlitt nach einem Kontakt mit der Leitplanke technische Probleme. Pierre Kaffer erklärte, dass sowohl hinten als auch vorne rechts Spurstangen ersetzt werden müssen.
Beim Lamborghini Huracan GT3 EVO2 der Startnummer 27 tauschten die Mechaniker die linke hintere Antriebswelle. Gleichzeitig meldete das Walkenhorst-Team, dass der Aston Martin mit der Nummer 30 nach einem kurzen Halt im Bereich Steilstrecke weiterfahren könne. Zuvor hatte Henry Walkenhorst betont, wie körperlich fordernd die hohen Temperaturen im Cockpit seien.
Ein schwerer Rückschlag traf den Ford Mustang GT3 von HRT. Frank Stippler verunfallte im Abschnitt Flugplatz, blieb jedoch unverletzt. Geschäftsführer Ulrich Fritz sprach von unklaren Ursachen. Auch der Mühlner-Cayman mit der Nummer 959 musste nach einer Kollision mit dem Rowe-BMW zur Reparatur.
Emotionale Einblicke gaben auch die Fahrerinnen und Fahrer. Jacqueline Kreutzpointner berichtete nach ihrem Stint im Porsche Cayman von einem eindrucksvollen Erlebnis im Sonnenuntergang. Tom Coronel sprach in gewohnt enthusiastischer Manier über seine 16. Teilnahme und die Leidenschaft für die Nordschleife. Im Hyundai i30N mit der Nummer 466 hatte Bennet Ehrl mit Konzentrationsproblemen zu kämpfen, schwärmte jedoch von der Atmosphäre auf der Strecke.
Heftige Szenen spielten sich im Ravenol-S ab: Julien Andlauer krachte mit dem Porsche 911 GT3 R (#33) in den querstehenden Cup-Porsche mit der Nummer 94. Während der Porsche 33 in die Garage geschoben wurde, berichtete Marius Kiefer, dass sein Vater zwar unverletzt, aber zur Untersuchung ins Medical Center gebracht wurde. Auch Teamkollege Nico Menzel äußerte sich betroffen und sprach von einer verpassten Siegchance.
Strafen sorgten ebenfalls für Bewegung im Klassement. Zeitstrafen wurden etwa gegen den Ford Mustang (#64), den Lamborghini (#786), den Hyundai i30N (#466) sowie mehrere weitere Teams ausgesprochen. Häufiger Grund: Unterschreitung der Mindeststandzeit beim Boxenstopp.
Trotz dieser turbulenten Ereignisse hielt Kevin Estre im Porsche mit der Nummer 911 die Spitze. Die Boxenstopps der Spitzengruppe erfolgten nahezu zeitgleich. Im BMW mit der Nummer 98 übernahm Raffaele Marciello das Steuer von Kelvin van der Linde. Teamchef Hans-Peter Naundorf sprach von einer starken Performance bei kühleren Bedingungen und rechnet mit Herausforderungen bei steigenden Temperaturen am Sonntag.
Text NRingInfo

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