Lukas Gajewski, 31 Jahre alt, aus Dresden, ist als Moderator und Kommentator eine feste Stimme im Motorsport. Ob MotoGP auf Sky, 24h Le Mans/WEC, Formel E, Porsche Supercup bei Eurosport, im F1 Paddock Club oder bei Livestreams der NLS, IDM und ADAC MX Masters – er bringt die Action auf den Punkt.
In seiner Freizeit kann er kaum widerstehen, wenn Stroopwaffeln in greifbarer Nähe sind und sein aktueller Lieblingssong heißt "More Than Happiness" von Matija. Mehr über Lukas und seine Highlights des Jahres erfahrt ihr in unserem Jahresrückblick "Acht um Acht" auf nringinfo.de!
1. An wie vielen Wochenenden warst du in diesem Jahr als Kommentator im Einsatz?
Das kann ich aus dem Stehgreif gar nicht sagen. Aber mir fällt spontan ein, dass ich als Besucher dieses Jahr zwei neue Strecken abgeklappert habe und das war wie ein Treffen mit Kindheitshelden. Ich war bei der BTCC in Knockhill in Schottland. Das war früher im TOCA-Spiel auf der PlayStation immer meine Lieblingsstrecke. Total cool, das nach über 20 Jahren mal im Original zu sehen und nicht so verpixelt wie auf der alten Konsole. Dann war ich noch in Enna Pergusa auf Sizilien, einer uralten Strecke rund um einen See mit langen Geraden und Schikanen dazwischen. Die kennen einige vielleicht noch von der FIA GT und der Tourenwagen-EM aus den frühen 2000ern. Die Strecke hat ein bisschen was vom alten Hockenheim. Das war auch echt ein richtig schöner Ausflug.
2. Welches Rennen blieb dir in diesem Jahr, besonders in Erinnerung?
Ich bin aus Jux beim Scooter Cup auf dem Nürburgring mitgefahren. Das ist eine Gleichmäßigkeitsprüfung für Motorroller auf der Grand-Prix-Strecke. Dafür hab ich mir extra vorher bei Kleinanzeigen eine Honda Helix geschossen, den einzigen als Luxuslimousine gebauten Motorroller. Das war eine unglaublich schöne Zeit und mal eine ganz besondere Erfahrung, so einen kompletten Einsatz zu machen. Also den Transport, Aufbau, Dokumentenabnahme, Technische Abnahme, die Sessions auf der Strecke und dazu dann die Abende im Fahrerlager und all das mit guten Kumpels, die das Erlebnis so besonders für mich gemacht haben. Das war das beste Wochenende des ganzen Jahres.
3. Was war das sehenswerteste Duell, das du in diesem Jahr kommentiert hast?
Marc Márquez gegen Pecco Bagnaia in der MotoGP in Jerez am Sky-Mikro war stark. Und die IDM Superbike in Most mit den beiden Champions Florian Alt gegen Ilya Mikhalchik hat uns im Livestream auch echt vom Hocker gehauen. Und generell hat die WEC dieses Jahr wieder Spaß gemacht. Le Mans mit den vielen Hypercars und den Wetterkapriolen war wieder super. Und beim Finale in Bahrain war ja schon recht viel entschieden und trotzdem gab es bei den acht Stunden Rennlänge nicht eine Sekunde Langeweile.
4. Welches Rennen aus dieser Saison würdest du gerne komplett aus deinem Gedächtnis streichen?
Zum Glück gar keins. Als Kommentator hat man ja eine sehr geringe Ausfallquote. Aber das 24-Stunden-Rennen am Ring war natürlich sehr frustrierend, mit der ewigen Warterei auf Wetterbesserung und dem ganzen Nachspiel. Für das nächste Jahr wünsche ich uns allen ein Rennen, das einfach sauber durchläuft. Was mich dieses Jahr nicht gepackt hat, waren die FIM Intercontinental Games, die zum ersten Mal stattgefunden haben. Das ist eine Adaption der FIA Motorsport Games für Motorräder. Alle mit gleichen Motorrädern, gleichen Designs, gleichen Kombis, gleichen Helmen und ein sehr erklärungsbedürftiges Wertungsformat. Ich fand das sehr konstruiert und wenig greifbar, obwohl die Rennen wirklich gut waren.
5. Wie sieht ein perfekter Tag für dich aus? Beginne mit dem Aufstehen.
Der beginnt wahrscheinlich in irgendeiner interessanten Stadt irgendwo in Südeuropa, mit einem Kaffee auf dem Balkon und Sonnenstrahlen im Gesicht. Dann in einem schönen Café gemütlich frühstücken und dann mit guten Freunden einfach durch die Stadt treiben lassen, etwas Spannendes unternehmen, zeitig das erste Bier öffnen, vielleicht mal am Strand vorbei, gut essen, viel lachen und dann versacken in einer gemütlichen Kneipe mit Live-Musik.
6. Stell dir vor, du müsstest für das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ein Team zusammenstellen: Bestimme die Einsatzmannschaft, das Auto und drei weitere Fahrer, mit denen du dir das Cockpit teilst!
Ich würde an die Honda Helix zwei zusätzliche Räder dranbauen und sie in irgendeiner Special-Klasse an den Start bringen. Und am Lenker würde ich mich mit den Kumpels vom Scooter Cup-Wochenende abwechseln.
7. Was denkst du aktuell über die Nachwuchsarbeit im Motorsport?
Gerade in den Bereichen Social Media und Videoproduktion sehe ich immer wieder viele junge Leute an den Rennstrecken, die gerade bei kleineren Serien oder Teams den Einstieg finden. Da können sie sich natürlich super ausprobieren, weil niemand ein Hochglanzprodukt erwartet und die Teams dankbar über solche Unterstützung sind. Auch die Livestreams, die in den letzten Jahren auch bei kleineren Serien entstanden sind, sind ein schönes Betätigungsfeld. Ich denke, in Zukunft wird es schwieriger, Nachwuchs für das Schreiben von längeren Texten zu finden, zum Beispiel Rennberichte oder Pressemitteilungen. Die junge Generation ist an enorm kurze Inhalte gewöhnt. Das Interesse und auch die Kompetenz für das Verfassen längerer Texte dürften bereits zurückgegangen sein und das wird auch erst einmal so weitergehen.
8. Ausblick auf die Saison 2025: In welchen Rennserien dürfen wir dich im kommenden Jahr sehen?
Ich hoffe natürlich, möglichst oft am Ring zu sein. Ansonsten gehen wir auf Sky in unsere zweite MotoGP-Saison. Dazu kommt volles Programm bei Eurosport, die Livestreams der IDM Superbike und vom ADAC MX Masters und ein paar Wochenenden mit der Formel 1 im Paddock Club.
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